Ende vergangener Woche verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich, was sich bereits seit geraumer Zeit anbahnte: der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper wird teilverstaatlicht. Im Rahmen eines Rettungspakets steigt der Staat mit 30 Prozent ein. Die Stabilisierungsmaßnahmen sind breit gefächert und umfassen ein Volumen von mehreren Milliarden Euro. Scholz betonte, dass der Staat sich nicht in das operative Geschäft einschalten wird und nicht dauerhaft an Deutschlands wichtigstem Gasimporteur beteiligt bleiben will.
Die Stabilisierungsmaßnahmen stehen unter dem Vorbehalt einer Genehmigung der EU Kommission sowie der Zustimmung der Uniper-Aktionäre. Dazu wird eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen.
Fortum bleibt Merheitseigner
Die Verhandlungen rund zum Rettungspaket hatten sich zuvor rund zwei Wochen hingezogen. Das Ergebnis: die Bundesregierung übernimmt Uniper-Anteile zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie, unter Ausschluss des Bezugrechts der Aktionäre. Das bedeutet eine Kapitalerhöhung von 267 Millionen Euro. Diesem Vorgehen stimmten Uniper und der Merheitseigner Fortum zu. Demnach wird der Anteil des finnischen Energieversorgers mittelfristig von derzeit 80 auf nur noch 56 Prozent sinken.
Milliardenschweres Rettungspaket für Uniper
Darüber hinaus kündigte der Bund Hilfen in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden an, um die Bonität von Uniper zu sichern. Diese sollen in Form von verzinslichen Papieren erfolgen, die nach Bedarf in mehreren Tranchen in Aktien umgewandelt werden können. Dabei erhält der Staat je Papier einen Abschlag von bis zu 50 Prozent auf den Börsenkurs. Sollte sich dieser positiv entwicklen, könnte der Staat bei der milliardenschweren Rettung also sogar einen Gewinn einfahren – auch wenn das aktuell überaus unwahrscheinlich klingen mag. Vorrangig soll dieses sogenannte Pflichtwandelinstrument eine bessere Kreditwürdigkeit ermöglichen, um die Aufnahme neuer Gelder am Kapitalmarkt zu begünstigen.
Abhängig ist dies allerdings von der Beuurteilung der großen Ratingagenturen. Dazu sagte Uniper-Finanzvorständin Tiina Tuomela: „Die Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung reduzieren den hohen täglichen Mittelabfluss, der Uniper durch die Gasliefereinschränkungen aus Russland entstanden ist. Damit wird eine wesentliche Sorge der Ratingagenturen adressiert. Insgesamt zielt die Zusammensetzung des Stabilisierungspaketes auf das gemeinsame Interesse aller verhandelnden Parteien ab, Unipers Investment Grade Rating zu sichern.“
Zusätzliche Kredite über KfW-Bank
Zusätzliche Kredite über die staatliche KfW-Bank sollen die kurzfristige Liquidität sichern. Dafür wurde der bisherige Kreditrahmen, der eigentlich bereits ausgeschöpft war, von zwei auf neun Milliarden Euro ausgeweitet werden. Zudem ermöglicht ein erweiterter Verwendungszweck eine größere Flexibiltät beim Einsatz der Mittel. Die Zahlung von Dividenden während der laufenden Stabilisierungsmaßnahmen wird ausgesetzt, ebenso wie Bonus-Zahlungen an Vorstände. Weitere Milliardenhilfen des Staates stehen bereit, sofern die Verluste durch die notwendige Ersatzbeschaffungen von Gas anhalten und nicht durch operative Gewinne kompensiert werden können.
Höhere Kosten für Verbraucher unausweichlich
Da die genannten Stabilisierungsmaßnahmen jedoch nicht ausreichen werden, um die enormen Ersatzbeschaffungskosten infolge der russischen Gaskürzungen aufzufangen, sind zusätzliche Kosten für die Verbraucher in Form einer Umlage unausweichlich.
Die Rede ist von einer zwei Cent pro Kilowattstunde, was bei einer vierköpfigen Familie Kosten in Höhe von 200 bis 300 Euro pro Jahr bedeuten würde. Durch diese Maßnahme, die ab dem 1. Oktober gelten soll, sollen 90 Prozent der Mehrkosten auf die Verbraucher verteilt werden. Für finanziell schwächer aufgestellte Haushalte wurde von Seiten der Bunderegierung Unterstützung angekündigt.
Aktienkurs von Uniper bricht deutlich ein
Im Anschluss an die Ankündigung der Bundesregierung brach Der Aktienkurs von Uniper massiv ein. Lag der dieser zum Tag der Ankündigung durch Kanzler Scholz noch bei rund zehn Euro, sackte er zum Nachmittag um mehr als ein Viertel auf 7,40 Euro. Auch in dieser Woche ging die Talfahrt weiter, so dass der MDAX-Titel inzwischen vor einem neuen Allzeittief steht. Momentan rangiert die Uniper-Aktie bei 6,26 Euro.