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Der Leitzins steigt: Darauf sollten Kreditnehmer achten

Lange Zeit waren die Bedingungen für Kredite sehr vorteilhaft für Verbraucher. Der niedrige Leitzins in der Eurozone sorgte dafür, dass Kredite zu günstigen Konditionen zu bekommen waren. Im Laufe des Jahres 2022 änderte die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die steigende Inflation jedoch ihren Kurs und hob den Leitzins an. Dieser Schritt wirkt sich massiv auf Kredite für Privatverbraucher aus. Wer beispielsweise einen Kredit für den Kauf eines Hauses aufnehmen will, sieht sich nun mit deutlich veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert.

Was ist der Leitzins und warum steigt er?

Europäische Zentralbank (EZB)
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, MichaelM / pixabay /
CC0 Public Domain

Der Leitzins stellt den von Zentralbank festgelegten Zinssatz dar, zu dem sich Kreditinstitute bei ihr Geld beschaffen oder anlegen können. Er stellt ein wichtiges Instrument dar, mit dem auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen reagiert werden kann, um etwa das Wirtschaftswachstum anzuregen oder einer steigenden Inflation entgegenzuwirken. In der Eurozone obliegt die Festlegung des Leitzins der Europäische Zentralbank (EZB). Über viele Jahre hinweg verfolgte sie eine Nullzins-Politik, die für eine investitionsfreudige Stimmung sorgte. Diese fand mit der steigenden Inflation infolge des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln jedoch ein jähes Ende.

Im Dezember 2022 hoben die Währungshüter den Leitzins auf 2,50 Prozent an, was bereits die vierte Erhöhung in Folge innerhalb eines Jahres bedeutete. Ob eine weitere Erhöhung des Leitzins notwendig wird oder mittelfristig mit einer Senkung gerechnet werden darf, ist aktuell schwer vorherzusagen. Aktuelle Analysen gehen jedoch davon aus, das der Höhepunkt der Inflation inzwischen erreicht ist und im Jahr 2023 mit einem Abflachen zu rechnen ist. Bis auf Weiteres bleibt die Kreditaufnahme jedoch vergleichsweise teuer, weswegen eine genaue Planung unabdingbar ist.

Kreditrahmen genau kalkulieren

Bei den gegebenen Rahmenbedingungen sollte mit spitzem Stift gerechnet werden, um den Kreditrahmen möglichst konkret einzugrenzen. So wird von Kreditinstituten häufg ein Sicherheitspuffer bei der Kalkulation der Kreditsumme empfohlen, mit dem unvorhersehbare Zusatzkosten aufgefangen werden sollen. Häufig werden dafür 5 bis 10 Prozent der Kreditsumme veranschlagt. Bei den aktuellen Konditionen sollte jedoch genau überlegt werden, wie hoch dieser Puffer ausfallen soll. Zudem können geplante Maßnahmen die nicht zwingend notwendig sind, zum Beispiel Sanierungen oder Umbauten, auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, um von gegebenenfalls günstigeren Konditionen in der Zukunft zu profitieren. Jedoch muss dem Kreditnehmer klar sein, dass sich die Konditionen auch zu seinen Ungusten entwickeln können.

Zusätzlich sollte gepfüt werden, ob Fördergelder von Land oder Bund in Anspruch genommen werden können, um die Kreditsumme niedrig zu halten und von günstigen Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu profitieren.

Welche Kreditsumme kann man sich leisten?

Bei der Frage, welche Kreditsumme überhaupt möglich ist, rückt die maximale monatliche Belastung in den Fokus. Um diese zu ermitteln müssen alle regelmäßigen Einnahmen detailliert aufgelistet werden. Dazu zählen neben dem Nettoeinkommen beispielsweise auch Kapitalerträge oder weitere Einnahmen wie das Kindergeld. Im Anschluss werden diese Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt. Darunter fallen vor allem die Miete und Lebenshaltungskosten, aber auch Beträge für Versicherungen, Vereinsmitgliedschaften, Fahrtkosten, Hobbies oder den Urlaub. Nicht zu vernachlässigen sind zudem die veränderten Kosten durch den Umzug ins Eigenheim, etwa für Heizung, Grundsteuer oder Versicherung.

Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben stellt die Liquidität pro Monat dar und somit den Betrag, der maximal für eine Finanzierung zur Verfügung steht. Zusätzlich sollte abgeschätzt werden, wie sich die Einnahmen und Ausgaben in der Zukunft verändern, etwa durch Arbeitsplatzwechsel oder Elternzeit. Das ist gerade bei langfristigen Krediten relevant.

Günstige Konditionen durch Kreditvergleich

Unverzichtbar ist ein genauer Vergleich der potentiellen Kreditgeber, auch wenn sich die Konditionen auf den ersten Blick nur marginal unterscheiden. Denn ein Unterschied von 0,2 Prozentpunkten wirkt sich deutlich auf die daraus resultierende monatliche Rate aus. Im Internet können Portale mehrere Kreditarten im Vergleich finden und automatisch einen Abgleich von Finanzierungsangeboten unterschiedlicher Banken anstellen.

Sinnvoll kann es sein, auf einen Kredit mit Verwendungszweck zurückzugreifen, der mitunter günstiegere Konditionen und niedrigere Zinssätze ermöglichen. So gibt es beispielsweise Kredite mit einem Verwendungszweck Autokauf, als Immobilienkredit und auch als Darlehen für die Renovierung oder Sanierung einer Immobilie. Diese Kreditmittel müssen jedoch im vollen Umfang für den entsprechenden Verwendungszweck genutzt werden.

Zinsbindung beachten

Ein wichtiger Aspekt, den Verbraucher beachten sollten, ist die Zinsbindung bei Krediten. Diese stellt eine zeitlich festgeschriebene Garantie auf einen festen Zinssatz im Darlehensvertrag dar. Bei Immobilienkrediten sind kurze Zinsbindungen von fünf Jahren möglich, zehn Jahre sind jedoch die Norm. Darüber hinaus gibt es Kredite mit 15 oder sogar 20 Jahren Bindung. Für den Kreditnehmer besteht der Vorteil der Zinsbedinung darin, dass mit einer unveränderbaren monatlichen Kreditrate kalkuliert werden kann, da keine Zinssteigerungen oder Zinssenkungen möglich sind. Nach Ablauf der Bindung kann die Bank den Zinssatz jedoch auf das aktuelle Niveau anpassen, wodurch sich die Konditionen für den Kreditnehmer verschlechtern können. Um die optimale Dauer herauszufinden, ist eine Beratung durch einen professionellen Baufinanzierungsberater ratsam.

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