Wer sich heutzutage ein Eigenheim mithilfe einer Baufinanzierung zulegen möchte, hat es bekanntlich nicht leicht. In Zeiten weltweiter Krisen, von Inflation, steigenden Lebenshaltungskosten, deutlicher Mehrkosten bei Strom und Gas und Immobilienpreisen, die vor allem in Metropolen wie Düsseldorf seit Jahren kaum gesunken sind, muss beim Hauskauf genau abgewogen werden, was möglich ist.
Warum sind die Darlehenszinsen so hoch?

Innerhalb der letzten drei Jahre haben sich die Bauzinsen in Deutschland mehr als verdreifacht. Von einst 0,85 Prozent bei einer 10-jährigen Sollzinsbindung stiegen sie bis Ende 2023 auf fast 4,5 Prozent und pendeln sich aktuell zwischen 3,5 und 4,5 Prozent ein. Doch was sind die Gründe dafür? Maßgeblich ist die Entwicklung des Leitzins, der vom Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt wird. Von der regelmäßigen Entscheidung der Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde hängt die Geldpolitik im Euroraum ab. Dabei beziehen sie unter anderem Inflationsaussichten, wirtschaftliche Dynamiken und verschiedene Prognosen ein. Zuletzt blieb der Leitzins fünf mal hintereinander auf gleichbleibenden Niveau. Inzwischen deutet sich jedoch eine Zinswende an. Bereits in der nächsten Zinssitzung am 6. Juni könnte es also eine Veränderung geben, die sich auch auf die Bauzinsen in Deutschland auswirken könnte.
Übrigens ist das aktuelle Niveau der Bauzinsen nicht ungewöhnlich hoch. Die momentanen Konditionen sind vergleichbar mit denen in den Jahren 2011 und 2012. Von historischen Höchstsätzen von 8 Prozent und mehr sind wir noch weit entfernt. Insgesamt sollte man sich also nicht abschrecken lassen. Solange beim Bauzins eine 3 vor dem Komma steht, kann man bei langfristiger Betrachtung noch immer von einem vergleichsweise günstigen Kredit sprechen.
Lohnt sich zum aktuellen Zeitpunkt die Aufnahme eines Immobilienkredites?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Kauf einer Immobilie sich in Zeiten einer hohen Inflationsrate durchaus lohnen kann. Denn der reale Wert der Darlehensschulden sinkt durch eine steigende, respektive anhaltende Inflation automatisch. Die Kreditschulden werden also entwertet. Inwieweit dieser Umstand sich auf die Baufinanzierung auswirkt, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab. Zum einen sollte man sich für eine passende Finanzierungsstrategie entscheiden, zum Beispiel für einen variablen Immobilienkredit, bei dem der Zinssatz zum Teil mehrmals pro Jahr angepasst werden kann. Zum anderen sollte man gewissenhaft kalkulieren und die eigenen finanziellen Grenzen nicht überschreiten, selbst dann, wenn die Kaufkosten für das persönliche Traumhaus sinken.
Darüber hinaus kann es sich im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen, wenn man die Zinsentwicklung im Auge behält, um kurzfristige Schwankungen frühzeitig erkennen und entsprechend schnell handeln zu können. Gut zu wissen: Um bei einer Baufinanzierung von den durch die Inflation entwerteten Darlehensschulden profitieren zu können, müssen zeitgleich entweder die allgemeinen Lebenshaltungskosten sinken oder das Einkommen steigen.
Wie findet man die passende Baufinanzierung?
Eine Immobilienfinanzierung ist ein komplexes Thema, bei dem verschiedene Faktoren bedacht werden müssen. Aus diesem Grund sollten potentielle Kreditnehmer im ersten Schritt einen ausführlichen Baufinanzierungsvergleich durchführen, um einen Überblick über die verschiedenen Anbieter und die damit verbundenen Konditionen zu gewinnen. Des Weiteren ist zwischen einem Kredit mit variablen Zinssatz oder einem sogenannten Annuitätendarlehen zu entscheiden. Da bei letzterem die Kreditraten festgeschrieben sind, eignet sich diese Darlehensform effektiv gesehen jedoch nur dann, wenn die Kreditzinsen zum Zeitpunkt der Aufnahme möglichst niedrig sind. Dementsprechend empfiehlt sich grundsätzlich ein Darlehen mit einem variablen Zinssatz und eine möglichst lange Zinsbindung von mindestens zehn Jahren.
Welche Rolle spielt Eigenkapital bei einer Immobilienfinanzierung?
Je mehr Eigenkapital in die Baufinanzierung einfließt, desto günstiger werden die Kredit- und Zinskonditionen. Wer also über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, kann auf diese Weise die monatlichen Zinsen deutlich reduzieren, was im Umkehrschluss dazu führt, dass die Immobilie schneller abbezahlt ist. Zudem profitieren Darlehensnehmer mit einem hohen Eigenkapitalanteil von deutlich besseren Chancen auf eine schnelle Bewilligung der Kreditanfrage durch die Bank. Als Faustregel galt bislang ein Eigenkapitalanteil von rund 20 Prozent in Bezug auf die gesamte Kaufsumme und ein mittlerer fünfstelliger Betrag für die Kaufnebenkosten. Derzeit empfiehlt sich jedoch ein Eigenkapitalanteil von mindestens 30 Prozent oder mehr, um die gestiegenen Kosten abfangen zu können.
Prognose für 2024: Werden die Bauzinsen sinken?
Abschließend stellt sich für Kaufinteressenten die Frage, ob, und wenn ja wann, die Zinsen für eine Baufinanzierung sinken werden. Dabei ist festzuhalten, dass für eine Baufinanzierung mit einer zehnjährigen Laufzeit, der durchschnittliche Zinssatz im Vergleich zum Jahresende 2023 bereits um rund 0,8 Prozent gesunken ist. Ein weiteres Absinken könnte durch die erwähnte Zinswende der EZB eintreten. Allerdings sind auch weitere Faktoren wie etwa die Entwicklung der Energiepreise und der Inflation in Deutschland sowie geopolitische Rahmenbedingungen einzubeziehen, weswegen sich kaum eine verlässliche Prognose anstellen lässt. Finanzexperten gehen jedoch davon aus, dass die Bauzinsen im Verlauf des Jahres 2024 voraussichtlich um 0,5 bis 1 Prozent sinken könnten, sofern sich aktuelle Krisen nicht weiter verschärfen.