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Uniper Verstaatlichung: Bund übernimmt 99 Prozent der Anteile

Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper SE wird verstaatlicht. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, wird der Bund 99 Prozent der Anteile übernehmen. Noch Ende Juli war man noch davon ausgegangen, dass eine staatliche Beteiligung von 30 Prozent in Kombination mit breit gefächerten Stabilisierungsmaßnahmen ausreichen würden, um Uniper durch die anhaltende Krise zu bringen. Doch nun musste die Politik angesichts anhaltender Milliardenverluste die Reißleine ziehen. Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hätten sich die Probleme zuletzt noch einmal deutlich verschärft. Aufgrund des russischen Liefer-Stopps sei man nun zum Handeln gezwungen. Somit übernimmt der Staat vollends das Ruder bei Deutschlands größtem Gasimporteur.

Uniper wird verstaatlicht

Uniper Mitarbeiter
Der Bund übernimmt 99 Prozent der Anteile an Uniper, Foto: Uniper

Durch dei Verstaatlichung übernimmt der Bund die Verantwortung und den Besitz von Uniper. Um das zu bewerkstelligen, müssen die Anteile des bisherigen Großaktionärs Fortum gekauft und auch die zahlreichen Kleinaktionäre abgefunden werden. Dafür ist eine Kapitalerhöhung in Höhe von 8 Milliarden Euro notwendig. Weitere 13 Milliarden Euro sind bereits in Form von Hilfskrediten der Förderbank KfW an Uniper geflossen. Insgesamt werden die Kosten der Uniper-Rettung für den Steuerzahler auf über 29 Milliarden Euro geschätzt. Experten sehen die Verstaatlichung jedoch weitestgehend als alternativlos an. Laut Jens Südekum, Ökonom und Professor am Düsseldorf Institute for Competition Economic, sollte am Gasmarkt nun Ruhe einkehren.

Nach dem Bekanntwerden der Verstaatlichung sackte der Wert der Uniper Aktie, die im MDAX gelistet ist, um rund 30 Prozent auf 2,90 Euro ab. Am Folgetag stabilisierte sich das Papier jedoch wieder und lag zuletzt bei 3,27 Euro.

„Mit der […] Vereinbarung bekommen wir Klarheit in der Eigentümerstruktur, können unsere Geschäfte fortführen und unsere Rolle als systemrelevanter Energieversorger weiter erfüllen. Das sichert die Energieversorgung für Unternehmen, Stadtwerke und Verbraucher. Die Änderung des Stabilisierungspakets gegenüber Juli war notwendig vor dem Hintergrund der weiteren Verschärfung der Energiekrise. Wir bei Uniper sind uns unserer Verantwortung für Deutschland und Europa bewusst. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, diese Krise zu überwinden und die Energieversorgung hierzulande neu aufzustellen.”
Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach

Verstaatlichung als letzte Chance

Das eine staatliche Beteiligung in Krisenzeiten durchaus positive Auswirkungen haben kann, zeigte zuletzt das Beispiel der Lufthansa. Durch die Corona-Pandemie war die Airline ins Straucheln geraten, weswegen der deutsche Staat vorübergehend Anteile der Lufthansa kaufte. Nachdem das Unternehmen stabilisiert werden konnte, wurden kürzlich die letzten Aktien aus dem Besitz des Wirtschaftsstabilisierungsfonds für 1,07 Milliarden Euro veräußert. Dadurch erzielte der Staat Erlöse in Höhe von 306 Millionen Euro. Das ein ähnliches Szenario auch bei Uniper eintreten könnte, ist jedoch überaus unwahrscheinlich.

Russland dreht den Gashahn zu

Uniper leidet seit Monaten unter der Lieferdrosselungen von Gas aus Russland. Aufgrund langfristig gültiger Verträge muss das Unternehmen das Gas nun teuer am Markt beschaffen, wordurch sich zuletzt Verluste in Höhe von 8,5 Milliarden Euro angesammelt hatten. Uniper gilt als einer von drei systemrelevanten Gasversorgern in Deutschland. Durch die Verstaatlichung soll die Energieversorgung von Unternehmen, Stadtwerken und Verbrauchern gesichert werden.

Gasumlage kommt trotzdem

Bis das Procedere der Verstaatlichung jedoch durchexerziert ist, werden noch Wochen und Monate vergehen. Laut Habeck müssen erst Genehmigungsverfahren durchlaufen werden, was bis zu drei Monate in Anspruch nehmen kann. Daher wird entgegen anders lautender Annahmen auch an der geplanten Gasumlage festgehalten. Diese soll zum 1. Oktober in Kraft treten und bedeutet Mehrkosten in Höhe von 2,4 Cent je Kilowattstunde für alle Gaskunden. Bislang haben 12 Unternehmen Ausschüttungen aus der Gasumlage beantragt. Erste Auszahlungen soll es ab dem 31. Oktober geben.

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