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Handwerkermangel wird zunehmend zum Problem

Seit Jahren herrscht in Düsseldorf ein regelrechter Bauboom, maßgeblich angetrieben durch die Wohnungsknappheit. Diese macht sich vor allem durch steigende Mietpreise bemerkbar. Während Wohnraum mit rund 30 Quadratmetern im Jahr 2015 noch durchschnittlich 370 Euro im Monat kostete, mussten die Düsseldorfer dafür im Jahr 2018 bereits über 400 Euro bezahlen. Tendenz steigend. Dementsprechend viele Neubau- und Sanierungsprojekte gibt es in und um Düsseldorf, damit neuer Wohnraum entstehen kann. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren zahlreiche Bauprojekte im infrastrukturellen oder gewerblichen Segment angestoßen worden, die das Bild der Stadt nachhaltig prägen. Ob Wehrhahn-Linie, Kö Bogen mit seinen unterschiedlichen Baustufen oder die zahlreichen Bürobauten, die im Medienhafen entstehen.

Akuter Handwerkermangel

Die rege Bautätigkeit führt unweigerlich zu einem Problem: akuter Handwerkermangel. Im Bauhauptgewerbe und bei den handwerklichen Zulieferern meldet fast jeder zweite Betrieb im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer Düsseldorf offene Stellen, im Ausbaugewerbe immerhin jeder 3. Allein in Nordrhein-Westfalen ist der Umsatz im Handwerk im Jahr 2018 um fünf Prozent gestiegen. Bei Maurern sowie Straßenbauern soll laut Handwerk.NRW, der Dachorganisation des nordrhein-westfälischen Handwerks, sogar ein Umsatzplus von 27 Prozent im dritten Quartal 2018 gewesen sein. Diese enorme Entwicklung sei vor allem auf zahlreiche Bauprojekte zurückzuführen, die NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst angeschoben habe.

Hinzukommen zahlreiche Bauprojekte in der Privatwirtschaft. Und auch 2019 soll es einen Zuwachs von bis zu 4 Prozent geben. Diese starke Auslastung führt zu Engpässen bei Fachkräften. Nachwuchs wird daher dringend gesucht. Hinzu kommen inzwischen auch Materialengpässe. Wer also nicht gerade als öffentlicher Auftraggeber fungiert oder zu den großen Stammkunden der Handwerksbetriebe zählt, geht zunehmend leer aus. Viele private sowie kleinere gewerbliche Investoren haben Probleme damit, die benötigten Handwerker für ihre Projekte zu finden. Wenn dies gelingt müssen nicht selten Wartezeiten von mehrere Monaten in Kauf genommen werden, was zu erheblichen Mehrkosten führen kann.

Großprojekte wie der Medienhafen haben das Gesicht der Landeshauptstadt in den letzten Jahrzehnten verändert. Foto: Fotolia / Mapics

Unternehmen in der Baubranche wachsen zu langsam

Normalerweise regeln die Mechanismen der Marktwirtschaft solche Probleme von selbst: Durch die Konjunktur würden die Handwerksbetriebe wachsen, es gäbe allgemein mehr Handwerker auf dem Markt und die Preise würden sich wieder auf einem normalen Maß einpendeln. Der Bauboom könnte gestemmt werden und jeder würde von der Entwicklung profitieren. In der Praxis sieht es jedoch anders aus: Ausbildungsstellen für Handwerker können zunehmend nicht besetzt werde. Somit fehlt es an Nachwuchs- und Fachkräften. Die Unternehmen finden also zu wenige Handwerker, was das Wachstum einschränkt. Ein Ende des Handwerkermangels ist nicht in Sicht. Für die Handwerksbetriebe bedeutet das in vielen Fällen, dass sie sich attraktive Projekte entgehen lassen müssen, weil dafür die notwendigen Ressourcen fehlen.

Verbesserte Chancen durch Prozessoptimierung

Einen Lösungansatz kann in dieser Situation eine gezielte Prozessoptimierung bieten. Indem die Effizienz und Effektivität aller Prozesse erhöht wird, können Handwerksbetriebe trotz gleichbleibender Ressourcen eine höhere Wertschöpfung erreichen. Zwar gibt es für solche Optimierungen eine natürliche Obergrenze, dennoch können Unternehmen dadurch signifikante Umsatz- und Wachstumssteigerungen erreichen. Erfolgskritisch ist dabei die Ganzheitlichkeit. So muss die Optimierung auf alle Prozesse der Wertschöpfungskette einwirken. Bei Unternehmen aus der Baubranche gehören dazu beispielsweise die Geschäftsprozesse, die baurelevanten Leistungen oder auch die Materialbeschaffung.

Letzteres ist ein gutes Beispiel, um die Potenziale der Prozessoptimierung aufzuzeigen. Zum einen lässt sich die Materialbedarfsplanung optimieren. Je früher und genauer feststeht, welches Material wann, wo und in welcher Menge benötigt wird, desto exakter ist eine Planung möglich. Zu diesem Zweck kommen zunehmend moderne Software oder spezielle Apps zum Einsatz. Des Weiteren spielt die Auswahl der Lieferanten eine tragende Rolle. Die Kosten dürfen dabei nicht die einzige Entscheidungsgrundlage bilden. Stattdessen sind auch die Zuverlässigkeit und Qualität der gelieferten Materialien essentiell für die erfolgreiche und fristgerechte Fertigstellung von Projekten. Am Beispiel von Rollformanlagen bedeutet das: Diese müssen passgenau und fristgerecht geliefert werden. Ansonsten verzögert sich das Projekt, es entstehen für den Handwerksbetrieb erhebliche Mehrkosten und über das Jahr verteilt können weniger Projekte abgeschlossen werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten über die gesamte Prozesskette hinweg, verhindert hingegen solche Probleme, erklären die Experten von O-Metall anhand eines internen Prozesses. Für Industrieunternehmen kann eine solche Form der Optimierung also eine große Hilfe im operativen Geschäft darstellen.

Steigende Investitionen in Datenautomatisierung

Zahlreiche Handwerksbetriebe haben die Notwendigkeit der Prozessoptimierung erkannt und investieren massiv in Datenautomatisierung bzw. Digitalisierung. Nach Angaben der Handwerkskammer Düsseldorf steigerten 40 Prozent der Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten bis Mitte 2018 ihren Kapitaleinsatz in die betriebliche Ausstattung um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen. 86 Prozent aller befragten Betriebe wollen ihr Investitionsniveau bis Herbst mindestens halten. Kammerpräsident Andreas Ehlert sagte dazu erst kürzlich „Die Devise lautet: Investieren und qualifizieren!“ Eine spürbare Entspannung bei den Wartefristen sei im Handwerk durch die Ausweitung der technischen Kapazitäten alleine allerdings vorerst nicht erreichbar. Dazu wiege der Personalengpass zu schwer, so Ehlert.

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