Der Mobilitätsdienst CleverShuttle stellt seinen Geschäftsbetrieb für Endkunden am heutigen 14. Januar 2022 ein. Das gab das Unternehmen Anfang der Woche in einer Pressemiteilung bekannt. Somit können Kunden künftig keine Fahrzeuge mehr über die App buchen. Man plane eine Neuausrichtung und setzt künftig auf einen ÖPNV-integrierten On-Demand-Verkehr, so die CleverShuttle Düsseldorf GmbH.
Joint Venture der Deutschen Bahn mit Stadtwerken Düsseldorf
CleverShuttle war seit Ende 2019 in Düsseldorf aktiv. Dazu hatte der Gesellschafter GHT Mobility, ein Tocherunternehmen der Deutschen Bahn, ein Joint Venture mit den Stadtwerken Düsseldorf gegründet. Fahrgäste konnten per App ein Fahrzeug nach dem Ridepooling-Prinzip buchen. Anschließend errechnete eine spezielle Software die optimale Route für eines der elektrischen Großraumtaxis, um mehrere Personen mit einem ähnlichen Ziel gleichzeitig zu befördern.
Doch bereits kurz nach Start des Betriebs machte die Corona-Pandemie dem cleveren Konzept einen Strich durch die Rechnung. Der geteilte Transport von mehreren Personen in einem vergleichsweise engen Transportmittel wurde aufgrund der verhängten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen unattraktiver, was sich langfristig auf die Nachfrage auswirkte. Zwar wurden insgesamt mehr als 90.000 Fahrgäste befördert, letztendlich konnte man sich mit dem ursprünglichen Mobilitätskonzept jedoch nicht durchsetzen. Somit sah man keine Chance mehr für eine wirtschaftlich erfolgreiche Fortsetzung des Fahrbetriebs.
Marke CleverShuttle verschwindet vollständig
GHT Mobility setzt nun eine strategische Neuausrichtung für CleverShuttle um. Künftig werde man nicht mehr am Endkundenmarkt auftreten und stattdessen als Partner für öffentliche Verkehrsunternehmen agieren. CleverShuttle soll sich zum Betreiber von ÖPNV-integrierten On-Demand-Verkehren entwickeln, heißt es in einer Mitteilung. Dafür wird die Eigenmarke komplett eingestellt. Künftig wolle man nur noch als White-Label-Partner für den öffentlichen Personennahverkehr agieren. Laut GHT Mobility konnten seit vergangenen Jahr bereits mehrere Partnerschaften mit dem ÖPNV geschlossen werden, so dass inzwischen acht On-Demand-Partnerschaften für kommunale Nahverkehrsunternehmen in Deutschland betrieben werden. Weitere sollen im Frühjahr 2022 starten.
Entlassungen können offenbar vermieden werden
In Düsseldorf soll der bestehende Standort auf dem Betriebsgelände der Startwerke Düsseldorf am Höherweg nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar ausgebaut werden. Künftig wolle man von diesem „regionalen Hub“ das neue On-Demand-Angebot steuern, heißt es. Trotz der Einstellung des Fahrbetriebs für Endkunden soll es nicht zu Entlassungen kommen. Ein Großteil des Fahrpersonals kann somit im On-Demand-Angebot „in der Region“ weiterbeschäftigt werden. Andere Mitarbeitende finden eine Beschäftigung im regionalen Hub von GHT.
Grundlegender Strategiewechsel bei CleverShuttle
CleverShuttle wurde 2014 von Bruno Ginnuth, Jan Hofmann und Slava Tschurilin in Berlin gegründet und war zeitweise in 10 Großstädten im gesamten Bundesgebiet tätig. Allerdings blieb man wirtschaftlich „in einigen Städten krass hinter den Erwartungen zurück“, wie Ginnuth im Oktober 2020 gegenüber Bunsiness Insider sagte. Neben den pandemiebedingten Einschränkungen sei dafür vor allem das in Deutschland gültige Personenbeförderungsgesetz ursächlich. Dieses sieht vor, dass Fahrzeuge nach Beendigung einer Personenbeförderung zu ihrem Betriebssitz zurückkehren müssen. Das bedeute je nach Stadt Fahrtzeiten von bis zu 45 Minuten ohne Umsatz. Zudem wuchs der Konkurrenzdruck durch Angebote wie WeShare von VW, FreeNow oder Uber. Daraufhin hatte man im vergangenen Jahr bereits den Betrieb in Berlin und München eingestellt und hunderte Mitarbeitende entlassen müssen.