Erst seit Ende Mai waren die neuen HF6 Hochflurbahnen der Rheinbahn in Betrieb genommen worden. Nun müssen sie aufgrund gravierender Mängel schon wieder in die Werkstatt und können somit vorerst nicht wie geplant im regulären Linienverkehr eingesetzt werden. Ursächlich sind vor allem Störungen an den Türen. Diese schließen offenbar nicht korrekt, weswegen die Bahnen bis auf Weiteres im Depot stehen bleiben. Warum derartige Fehler nicht bereits vor der Inbetriebnahme festgestellt wurden, wirft nun ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Diese hatten die neuen Züge nach jahrelangen Verzögerungen mit großem Pomp vorgestellt und einen moderneren und attraktiveren Nahverkehr versprochen.
HF6: Größte Investition der Rheinbahn seit vielen Jahren
Die neuen Stadtbahnen mit dem Modellkürzel HF6 stellen die größte Investition der Rheinbahn seit vielen Jahren dar. Entsprechend spektakulär waren die neuen Fahrzeuge vor einigen Wochen vorgestellt worden. Hersteller Bombardier Transportation / Alstom versprach moderne Technik, komfortable Ausstattung und ein ansprechendes Design. Ingsesamt werden 194 Millionen Euro investiert um ältere Hochflur-Bahnen der Typen GT8SU und B80 Stahl zu ersetzen, die teilweise noch aus den 1970er-Jahren stammen. Bis 2024 werden im Abstand von anderthalb Wochen insgesamt 59 Bahnen geliefert, nachdem sich die Auslieferung zuvor um Jahre verzögert hatte. Bislang waren allerdings nur drei HF6-Bahnen in Düsseldorf im Einsatz. Diese fuhren ausschließlich auf der Stadtbahnlinie U75.
HF6 bietet 109 Steh- und 64 Sitzplätze
Die neuen Stadtbahnen der Rheinbahn sind jeweils 28 Meter lang und bieten 109 Steh- und 64 Sitzplätze. Große Mehrzweckbereiche bieten mehr Platz für Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder als bisher. Alle Sitze verfügen über nachhaltig produzierte Lederbezüge, die nach Angaben der Rheinbahn leichter zu reinigen sind, als die bisherigen Bezüge. Bei voller Auslastung bringt ein Wagen nahezu 60 Tonnen auf die Waage. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 Kilometer pro Stunde. Alle Fahrzeuge verfügen über eine serienmäßige Klimaanlage und Videoüberwachung. Pro Jahr sollen die neuen Fahrzeuge 90.000 Kilometer im Düsseldorfer Liniennetz hinter sich bringen.
Züge mit einer Länge von bis zu 115 Metern möglich
Großer Vorteil der neuen Bahnen: bis zu vier Wagen können aneinander gekoppelt werden. Dadurch entsteht ein Zug mit einer Gesamtlänge von 115 Metern, der vor allem bei stark frequentierten Messen und Veranstaltungen in der Arena für einen schnelleren Abtransport der Fahrgäste sorgen soll. Vor allem Fans von Fortuna Düsseldorf dürften sich über dieses Feature freuen.
Aufsichtsratsvorsitzender spricht von Vollkatasrophe
Andreas Hartnigk, Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinbahn, bezeichnete die Beschaffung der HF6-Stadtbahnen bei deren Vorstellung als eines der wichtigsten Verkehrsprojekte der vergangenen Jahre. „Mit dem HF6 fährt die Rheinbahn in die Zukunft. Er ist ein großer Schritt für die Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrs und somit ein wichtiger Beitrag für das Gelingen der Verkehrswende.“ Entsprechend groß ist nun die Ernüchterung nach den aufgetretenen Defekten. Gegenüber der Rheinischen Post sprach er gar von einer Vollkatastrophe.