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Welche Vor- und Nachteile bietet die Gig-Economy?

Die Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes verlangen flexible Lösungen. Arbeitgeber müssen je nach Branche kurzfristig auf Veränderungen des Marktes reagieren und ihr Angebot entsprechend der Nachfrage anpassen. Beschäftige widerum wünschen sich vermehrt flexible Arbeitsmodelle und fühlen sich nicht mehr dem klassischen Arbeitszeitmodell verpflichtet. Auch wirtschaftliche Extremsituationen, wie durch die Corona-Pandemie verursacht, bedingen eine anpassungsfähige Organisation der Arbeitskräfte. Eine Möglichkeit stellt die sogenannte Gig-Economy dar, die jedoch Vor- als auch Nachteile bietet. Das gilt sowohl für die Beschäftigten, wie auch für die Arbeitgeber.

Was bedeutet Gig-Economy?

Ein beliebtes Beispiel für Beschäftigungen in der Gig Economy sind Lieferservices für Essen, Foto: Brett JordanUnsplash

Die Bezeichnung Gig Economy ist der Musikbranche entlehnt, in der ein Gig einen Einzelauftritt ohne vertraglich vereinbartes Folgeengagement beschreibt. Somit wird der Begriff für einen Teil des Arbeitsmarktes verwendet, bei dem Unternehmen zeitlich befristete Einzelaufträge (Gigs) nicht durch die eigenen Angestellten oder eine externe Agentur ausführen lassen, sondern diese Leistung bei Freelancern oder Solo-Selbstständigen einkaufen. Ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis besteht in solchen Fällen also nicht. Die Vermittlung der Aufträge erfolgt in der Regel über digitale Plattformen, die die Spielregeln vorgeben und für die Vermittlung von Aufträgen eine Provision berechnen.

Während sich dieses Geschäftsmodell in den USA seit einigen Jahren immer weiter verbreitet und laut einer Studie des McKinsey Global Insti­tutes heute bereits 20 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Gig-Economy beschäftigt sind, steckt es in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Doch was auf den ersten Blick nach einer attraktiven Art zu arbeiten klingt, birgt auf den zweiten Blick auch Nachteile – je nach Typ und Art der Leistung. Exemplarische Gig-Economy Plattformen und Branchen sind unter anderem Lieferando als unabhängiger Lieferservice in der Gastronomie, Fiverr für kreative Jobs von Grafik, Design und Texterstellung oder Airbnb für den Tourismus.

Vor- und Nachteile externer Dienstleistungen

Die Vorteile für Unternehmen liegen auf der Hand: an die Stelle üblicher Fixkosten für ein festes Beschäftigungsverhältnis, werden die Personalkosten variabilisiert. Sozialbeiträge für Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung entfallen. Zudem müssen keine Vorvereinbarungen getroffen oder eine technische Infrastruktur geschaffen werden. Aufträge werden nur dann vergeben, wenn der entsprechende Bedarf besteht. Für jeden Job kann zudem ein individuell passender Kandidat beauftragt werden. Die Auswahl kann zwar etwas Zeit in Anspruch nehmen, jedoch ist man nicht auf bestimmte Arbeitskräfte angewiesen. Ist jedoch eine fähige Kraft gefunden, kann diese für Folgeaufträge bereits nicht mehr zur Verfügung stehen.

Sogenannte Gig Worker tragen im Falle einer Beauftragung alleine die Verantwortung für die Abarbeitung der gestellten Aufgabe. Dafür setzen sie ihre eigenen Ressourcen ein. Diese umfassen neben der persönlichen Arbeitskraft zum Beispiel das eigene Auto oder Fahrrad, einen Computer, Smartphone oder notwendige Werkzeuge. Je nachdem was für die Erledigung des Auftrags benötigt wird. Vor allem spezialisierte Fachkräfte können ihr Arbeitsleben durch dieses Modell maximal frei gestalten und zudem quasi überall auf der Welt arbeiten. Wer hingegen eine geringere Qualifizierung mitbringt, sieht sich einer großen Konkurrenz gegenüber und hat deutlich weniger Chancen, lukrative Jobs zu ergattern. Zudem sollte bedacht werden, dass Gig Worker kein festes Einkommen und keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub oder Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall haben. Somit ist die Jagd nach lukrativen Aufträgen für viele ein täglicher Begleiter. Daher bietet sich die Gig-Economy hierzulande bislang vor allem für nebenberufliche Tätigkeiten an. Vor allem Studenten, junge Eltern oder Arbeitssuchende nutzen die Plattformen, um zeitlich überschaubare Arbeitsaufträge zu erledigen.

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