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Pflegebonus und Reformen sollen Pflegekräfte entlasten

Im Rahmen der Corona-Pandemie waren die Beschäftigten im Gesundheitswesen außerordentlichen Belastungen ausgesetzt. Stetig steigende Patientenzahlen, aufwendige Behandlungen und strenge Hygiene- und Isolationsvorschriften verlangten Pflegekräften und Ärzten alles ab, was für ein neues Verständnis für diese Berufszweige in der Bevölkerung sorgte. In vielen Städten bedankten sich die Bürger während der Pandemie etwa mit langem Fenster-Applaus. Doch bei der bloßen Anerkennung soll es nicht bleiben. Die Politik versprach Reformen um die Belastungen zu mildern und das Gesundheitswesen insgesamt entlasten.

Pflegekräfte leiden unter der dauerhaften Belastung

Pflegekräfte
Pflegekräfte sollen honoriert und entlastet werden, Foto: senivpetro / freepik

Viele Pflegekräfte leiden nicht nur unter der Mehrbelastung durch die Corona-Pandemie, sondern auch unter den enormen Herausforderungen ihrer alltäglichen Arbeit. Das führt inzwischen zu deutlich steigenden Ausfallzeiten, was etwa Gesundheitsreports 2022 der Techniker Krankenkasse (TK) belegt. Demnach stieg der allgemeine Krankenstand etwa in der Altenpflege von 24,8 Tagen in 2020 auf 25,8 Tage im Jahr 2021, während der allgemeine Krankenstand von 14,6 auf 13,9 Fehltage sank. Besonders besorgniserregend: psychische Erkrankungen und Muskel-Skelett-Beschwerden waren zuletzt die Hauptursachen für Fehltage.

Bonus für Pflegekräfte

Um die besonderen Leistungen der Pflegekräfte in der Corona-Pandemie zu würdigen, hat die Bundesregierung für 2022 eine Prämie für Pflegekräfte beschlossen. Für diesen sogenannten Pflegebonus wurden Mittel in Höhe von einer Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die eine Hälfte dieser Summe geht an Krankenhäuser, in denen im Jahr 2021 mehr als zehn Corona-Patienten länger als 48 Stunden beatmet wurden. Bundesweit profitieren davon 837 Einrichtungen, davon acht in Düsseldorf. Die anderen 500 Millionen Euro gehen in Form eines gestaffelten Pflegebonus an Altenpflegekräfte, die im Zeitraum November 2020 bis einschließlich Juni 2022 mindestens drei Monate in einer Pflegeeinrichtung tätig waren.

Pflegekräfte sorgen mit ihrem besonderen Einsatz dafür, dass Deutschland bisher die Pandemie bewältigen konnte. Dafür wollen wir uns erneut auch mit einer Prämie bedanken. Insgesamt stellt die Bundesregierung dafür 1 Milliarde Euro zur Verfügung. Auch in Zeiten knapper Kassen ist das ein wichtiges Zeichen. Aber wir werden es nicht bei diesem Bonus belassen. Arbeitsbedingungen und Bezahlung von Pflegekräften müssen insgesamt deutlich besser werden. Gute Pflege ist eine immer wichtiger werdende Stütze unserer Gesellschaft. Für den Aufbau der Pflege werden wir uns weiter einsetzen.
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach

Allerdings wurde inzwischen Kritik an den weiteren Vergabekriterien laut. Denn der Pflegebonus geht lediglich an Pflegefachkräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung auf bettenführenden Stationen und Intensivpflegekräfte, die im Jahr 2021 für mindestens 185 Tage in dem Krankenhaus beschäftigt waren. Das schließt zahlreiche andere Angestellte aus, die ebenfalls in besonderem Maße durch die Behandlung von Covid-19-Infizierten belastet waren. Nach Informationen der Rheinischen Post haben etwa am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf (EVK) nur rund 55 Prozent der Pflegekräfte den Bonus erhalten. Das weckte viel Unmut in der restlichen Belegschaft, die sich unfair behandelt fühlt. Auch andere Einrichtungen und Verbände äußerten Kritik, so etwa der Verbund katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD), zu dem sechs Kliniken wie das Augusta-Krankenhaus in Rath oder das Marien Hospital in Pempelfort gehören.

Entlastung der Krankenhäuser

Eine weitere Maßnahme des Bundesgesundheitsministeriums stellt die gezielte Entlastung der Krankenhäuser dar. Dafür wurde eine Kommission mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pflege und Medizin, Ökonomie und Rechtswissenschaften einberufen, die Empfehlungen zu Reformen im Krankenhausbereich erarbeitet hat. Diesen sehen eine „moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ unter der Leitidee einer „Tagesbehandlung im Krankenhaus“ vor. Demnach sollen Patienten künftig seltener über Nacht bleiben und viele Untersuchungen, Eingriffe und Behandlungen stattdessen ambulant durchgeführt werden. Viele europäische Nachbarländer verfahren bereits entsprechend. In Deutschland ist eine sogenannte Tagesklinikbehandlung bisher hingegen die Ausnahme. Nach Ansicht der Kommision würde eine entsprechende Reform bereits bestehende Personalressourcen freisetzen, durch die das Gesundheitssystem insgesamt entlastet werden könnte.

Darüber hinaus soll das Personal jedoch von vermeidbaren Aufgaben entbunden werden, um drohenden Überlastungssituationen vorzubeugen. Nach Ansicht der Kommission sind entsprechende Maßnahmen möglich, ohne das Leistungen für Patientinnen und Patienten eingeschränkt oder die Behandlungsqualität gemindert wird. Statt zusätzlicher Ausgaben sollen sogar Einsparungen möglich sein, die wiederum in den Gesundheitssektor investiert werden könnten.

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