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Überschuldungsquote in Düsseldorf 2019 auf konstant niedrigem Niveau

Überschuldung ist ein Phänomen, dass in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wachsenden Problem geworden ist. Vor allem junge Menschen manövrieren sich heute schnell in eine Situation, in der sie auch mittelfristig nicht in der Lage sind, ihre Schulden zurückzahlen zu können. Auch Düsseldorf bildet in diesem Bereich keine Ausnahme, auch wenn der SchuldnerAtlas 2019 von Creditreform auch positive Zahlen für die NRW-Landeshauptstadt bereithält. Demnach verblieb die Überschuldungsquote mit 12,09 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2012. Doch wie sieht es in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland insgesamt aus und was können Betroffene tun, um sich aus einer solchen Schuldensituation zu befreien?

Düsseldorf trotzt dem NRW-Trend

Überschuldung
In Düsseldorf liegt die Überschuldungsquote konstant auf dem niedrigsten Niveau seit 5 Jahren. Quelle: © poylock19 – 283329655 / Adobe Stock

Ein Blick auf die Entwicklung der Überschuldungsquote in Nordrhein-Westfalen lässt gemischte Gefühle aufkommen. So trotzt Düsseldorf zwar dem landesweiten Trend, denn im Bundesland ist die Überschuldungsquote im Vergleich zu 2018 um 0,03 Prozentpunkte auf 11,72 angestiegen. Düsseldorf liegt jedoch nach wie vor über dem Durchschnitt, kann im Vergleich der NRW-Metropolen allerdings auf durchaus gute Werte verweisen. So liegt die Quote nur in Münster (8,62 Prozent), Bonn (8,84 Prozent), Bielefeld (11,27 Prozent) und Köln (11,62 Prozent) niedriger. Besonders negativ fällt der Wert im benachbarten Duisburg (17,52 Prozent) und Wuppertal (18,17 Prozent) aus. In Deutschland insgesamt ist die Quote zuletzt übrigens leicht abgesunken, von 10,04 Prozent im Jahr 2018 auf 10 Prozent im Jahr 2019.

Wie kommt es zu Überschuldung?

Wenn jemand seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, stellt sich die Frage, wie es dazu kommen konnte. Diesbezüglich ist in den letzten Jahren ein Faktor hinzugekommen, der für wachsende gesellschaftliche Probleme sorgt: die Altersarmut. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache:

JahrÜberschuldete Personen
(Alter 60 bis 69 Jahre)
Überschuldete Personen
(Alter ab 70 Jahre)
20165,51%1,34%
20175,48%1,50%
20185,65%2,04%
20196,36%2,95%

Es zeigt sich, dass vor allem ältere Bevölkerungsschichten zunehmend auch mit dem Thema Überschuldung konfrontiert werden. Die Ursachen bestehen hierbei unter anderem aus einem Zusammenspiel von absinkendem Rentenniveau und spürbar angestiegenen Lebenshaltungskosten, etwa durch deutlich gestiegene Mieten in der Großstädten.

Die „Big Six“ als Problem

Darüber hinaus nennt der SchuldnerAtlas folgende weitere Gründe für Überschuldung:

  • Arbeitslosigkeit (20,2 Prozent)
  • Erkrankung, Sucht, Unfall (17,0 Prozent)
  • Unwirtschaftliche Haushaltsführung (13,5 Prozent)
  • Trennung, Scheidung, Tod (13,3 Prozent)
  • Längerfristiges Niedrigeinkommen (8,9 Prozent)
  • Gescheiterte Selbständigkeit (8,6 Prozent)

Diese als „Big Six“ bezeichneten Ursachen machen laut SchulderAtlas über 80 Prozent aller Fälle von Überschuldung aus. Während Gründe wie eine langanhaltende Arbeitslosigkeit oder Schicksalsschläge vergleichsweise offensichtlich sind, ist vor allem der Posten längerfristiges Niedrigeinkommen hervorzuheben. Dieser wird erst seit 2015 erhoben und hat sich seitdem von 3,4 auf 8,9 Prozent signifikant gesteigert.

Wenn die Ausgaben längerfristig die eigenen Einnahmen übersteigen, baut sich ein Fehlbetrag auf, der stetig ansteigt. Dieses Loch durch einen Kredit zu stopfen ist für viele Schuldner verlockend, was die Situation jedoch in der Regel weiter verschärft. Während der erste Kredit auch bei kleinerem Einkommen oft noch kein Problem darstellt, sieht es bei einem zweiten Kredit schon deutlich schwieriger aus. Weist der Kreditnehmer beispielsweise einen negativen Schufa-Eintrag aus, verwehren viele Banken die Kreditvergabe. Und das nicht ohne Grund: jeder Kredit schränkt durch die Verpflichtung zur Tilgung über monatliche Raten die finanzielle Situation des Schuldners weiter ein. Dies kann schnell in einen Teufelskreis führen, der letztlich in der Überschuldung endet.

Was lässt sich gegen Überschuldung tun?

Wer erst einmal in die Situation geraten ist, seine Schulden nicht mehr aus seinen Einnahmen begleichen zu können, kann auf die Hilfe von fachkundigen Schuldnerberatungen zurückgreifen. Diese können gemeinsam mit den Betroffenen zahlreiche Maßnahmen einleiten, wertvolle Ratschläge und Verhaltenstipps geben und die Entschuldung langfristig professionell begleiten.

Überblick über die Schuldensituation verschaffen

In einem ersten Schritt sorgen Schuldnerberatungen dafür, dass sich die Betroffenen einen Überblick über die eigene Finanzsituation verschaffen. Dazu gehört eine genaue Aufstellung der regelmäßigen Einnahmen und fixen Ausgaben. Daraus folgt die Ermittlung des exakten Schuldenstands. Ist die Situation entsprechend entwirrt, kann über potentielle Gegenmaßnahmen beraten werden.

Verhandlungen mit Gläubigern

In jedem Fall sollte der Kontakt zu den Gläubigern gesucht werden. Mit diesen kann über eine individuelle geordnete Rückführung der offenen Beträge verhandelt werden. Durch eine offene Kommunikation lassen sich häufig verbesserte Ratenzahlungsvereinbarungen finden, durch neue finanzielle Spielräume ermöglichen.

Finanzielle Möglichkeiten ausloten

Aus der Finanzübersicht lässt sich erkennen, ob eine Rückführung der Schulden in einem angemessenen Zeitraum möglich ist. Sollte dies nicht der Fall sein, schlagen Schuldnerberatungen mitunter auch eine Verbraucherinsolvenz vor, an dessen Ende oft ein Antrag auf Restschuldbefreiung steht. Dieser auch als „Privatinsolvenz“ bezeichnete Vorgang ist jedoch mit verschiedenen Auflagen und Einschränkungen verbunden und sollte die letzte Möglichkeit zur Wiederherstellung der Zahlungsfähigkeit darstellen.

Schuldnerberatungen können auch bei der Einrichtung eines sogenannten Pfändungsschutzkonto helfen und darüber informieren, wie man sich gegenüber Inkassobüros oder bei einem potentiellen Besuch eines Gerichtsvollziehers richtig verhält. Eine erste Beratungsstunde ist bei einer Schuldnerberatung im Normalfall kostenfrei. Viele karitative Einrichtungen übernehmen eine entsprechende Beratung kostenlos. Wer hingegen einen Anwalt aufsuchen möchte, muss mit Kosten rechnen. Um diese zu umgehen, lässt sich in gewissen Situationen ein sogenannter Beratungsschein beim zuständigen Amtsgericht beantragen.

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