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New Work: Wie sich unsere Arbeitswelt verändert

Mit der vielerorts notgedrungenen Verlagerung der Arbeit vom Büro ins Homeoffice während der Corona-Pandemie, hat die Etablierung digitaler Tools und entsprechender Arbeitsmethoden rasant Fahrt aufgenommen. Begriffe wie Agilität, Remote Work, Work-Life-Blending oder Kollaboration sind Schlagwörter der Stunde und die sogenannte New Work wird zum Postulat der neuen Arbeitswelt. Zumindest in der Theorie. Denn noch klafft eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Was bedeutet New Work?

Unter dem Begriff New Work ist eine Vielzahl verschiedener Arbeitsmodelle und Organisationsansätze zu verstehen, die auf das New-Work-Konzept des Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurückgehen. Dieses Konzept stellt eine Idealform der modernen Arbeitskultur dar, bei der die sinnstiftende Funktion der Arbeit im Vordergrund steht. Demnach dient die New Work vor allem der Verwirklickung des Individuums und berücksichtigt dabei die individuellen Interessen, Werte und Überzeugungen des Arbeitnehmers. Damit wird das klassische Lohnarbeitsprinzip der rationalen Leistungsgesellschaft quasi umgekehrt. Aus der strikten, hierarchisch organisierten Erledigung von Aufgaben nach Vorgaben des Arbeitgebers, wird eine zeitlich und örtlich unabhängige Arbeitswelt mit flacher Hierarchie, die dem einzelnen Arbeitnehmer mehr Entscheidungsmöglichkeiten einräumt und dessen persönliche Entwicklung berücksichtigt.

In diesem Kontext erfährt auch der Arbeitsplatz eine Wandlung. Das klassische Büro wird vom Produktionplatz zu dem Ort, an dem Unternehmenswerte sichtbar gelebt werden. Hier treffen sich Teams, um das Wir-Gefühl zu stärken und in Kooperation Innovatives zu kreieren. Das Unternehmen geht weg vom dauerhaften Arbeitsort und hin zum Treffpunkt mit vorübergehend genutzten Arbeitsplätzen. So prognostizieren es Zukunftsforscher, die ihre Erkenntnisse in dem Dossier „Megatrend New Work“ zusammengetragen haben.

Ein langer Weg zur neuen Arbeitskultur

Homeoffice
Homeoffice oder das sogenannte „Remote Work“ gewinnt immer mehr an Beduetung, Foto: pixabay.com © AS_Appendorf (CC0 Creative Commons)

Bis die New Work sich jedoch vom „Megatrend“ zum gelebten Standard mausert, ist es noch ein weiter Weg. Laut einer Studie des Recruiting-Unternehmens Softgarden, sind gut 75 Prozent der Recruiter davon überzeugt, dass das Thema New Work in naher Zukunft eine tragende Rolle spielen wird, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Aufseiten der befragten Mitarbeiter bestätigen jedoch nur rund 40 Prozent die Bedeutung dieses Themas. Was pandemiebedingt in jedem Fall an Bedeutung gewonnen hat, ist der Wunsch der Arbeitnehmer, mehr von zu  Hause aus zu arbeiten. Mehr als zwei Drittel der Studienteilnehmer gaben an, bei der Jobsuche ortsunabhängige Tätigkeiten, auch „Remote Work“ genannt, zu bevorzugen. Allerdings boten weniger als ein Viertel der Unternehmen solche Arbeitsplätze an.

Die Lücke zwischen Arbeitnehmer-Wunsch und Arbeitgeber-Angebot ist also noch groß. Dennoch ist ein deutlicher Wandel spürbar. Denn während der Themenkomplex New Work in ohnehin digitalisierten Branchen Telekommunikation oder Werbung seit Jahren bekannt ist, entdecken auch immer mehr Unternehmen aus der sogenannten Old Economy die Vorteile der neuen Arbeitsmethoden und Prozesse. Der zwangsläufig notwenidge Digitalisierungsschub im Rahmen der Corona-Pandemie hat dieses Umdenken enorm befeuert, weswegen davon auszugehen ist, dass der Veränderungsprozess in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt aufnehmen wird.

Firmenkultur wichtiger denn je

Auf dem Weg zur New Work hat die Unternehmenskultur unbestreitbar an Bedeutung gewonnen. Mitarbeiter suchen Orientierung bei Ihrem Arbeitgeber und wollen sich mit ihm identifizieren. Werte und Normen des Unternehmens rücken somit in den Fokus und beeinflussen Team-Strukturen und die Kommunikation innerhalb der Belegschaft. So wird eine positive Unternehmenskultur von Arbeitnehmern heute als Benefit wahrgenommen und kann im „War of Talents“ durchaus den Ausschlag geben.

Zudem wirkt sich eine positive Unternehmenskultur positiv auf das Unternehmensergebnis aus. Eine Befragung unter 500 Firmen in der ganzen Welt durch Heidrick Consulting ergab, dass solche, die eine ausgeprägte Unternehmenskultur fördern, ein doppelt so hohes Wachstum verzeichnen, wie jende, die dieses Thema als wenig relevant betrachten. Dabei werden Aspekte wie der Umgang mit Fehlern, die Wertschätzung der Mitarbeitenden, Grundvertrauen, Hilfsbereitschaft und Know-How-Transfer als besonders wichtig benannt. Kaum verwunderlich, dass eine Mehrzahl der befragten Unternehmen aus Deutschland angab, das die Unternehmenskultur inzwischen zu ihren Schlüsselprioritäten zähle.

Positives Arbeitsumfeld gestalten

Auch die Gestaltung eines positiven Arbeitsumfeldes zahlt auf die veränderten Erwartungen der Mitarbeiter ein. Helle, großflächige und flexible Büroflächen, moderne Mobilitätslösungen und eine optimale technische Ausstattung steigern die Mitarbeiterzufriedenheit und führen zu einer besseren Motivation. Zudem können Arbeitgeber ihre Wertschätzung wirkungsvoll mit spezifischen Vorteilen ausdrücken. Benefits im Bereich der Arbeitsgestaltung und des Zeitmanagements sind gerade vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf New Work ein aussichtsreicher Ansatz, mit dem Betriebe gezielt für ein positives und zeitgemäßes Arbeitsumfeld sorgen können. Die folgenden drei Tipps sollen der Inspiration dienen.

Lean-Coffee-Meetings

Bei einem Lean-Coffee-Meeting handelt es sich um eine spontane, aber strukturierte Zusammenkunft von Mitarbeitern. Der Begriff „Lean“ steht für „Lean Thinking“ und bedeutet so viel wie wertschöpfend, zielgerichtet und lösungsorientiert. „Coffee“ ist als Platzhalter für die Informalität des Treffens zu verstehen, bei dem auf übliche Meeting-Regeln verzichtet wird. Es herrscht keine Anwesenheitspflicht und es gibt weder eine vordefinierte Agenda noch ein festgelegtes Ziel. Der Erfahrungsaustausch steht im Vordergrund. Durch den informellen Austausch erfolgt eine Diskussion auf Augenhöhe, die Hierarchien überbrückt und die Identifizerung von Potentialen und Problemen ermöglicht.

Sitzecke im Office
Eine gemütliche Sitzecke im Office ist ideal für ein Lean-Coffee-Meeting, Foto: pixabay.com © StockSnap (CC0 Creative Commons)

Beim Lean-Coffee-Meeting werden einleitend an einem Whiteboard oder Flipchart einzelne Gesprächsthemen durch die Mitarbeitenden angebracht. Jedes Thema bekommt dann ein bestimmtes Zeitfenster von beispielsweise 5 oder 10 Minuten zugewiesen, in dem die Teilnehmer dazu diskutieren und Fragen stellen können. Die Gesamtdauer des Meetings sollte auf maximal 60 bis 90 Minuten angelegt werden.

Firmen unterstützen die produktive Lean-Coffee-Runde vor allem durch eine gemütliche Sitzecke, das notwendige Zeitbudget, entsprechende Arbeitsutensilien und durch Kaffee und andere Heiß- oder Kaltgetränke. Wie der Name dieses Formats schon erahnen lässt, ist Hardware wie ein profesioneller Kaffeevollautomat mit passendem Zubehör für Kaffeevollautomaten obligatorisch. Gesunde Snacks wie Obst und Nüsse runden das Angebot ab.

Pausenkultur einführen

Regelmäßige Pausen stellen nicht nur die Produktivität sicher, sondern fördern auch die Kreativität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Der menschliche Biorhythmus arbeitet in Wellen von produktiven und unproduktiven Phasen. Leistungsstarke Konzentrationsphasen werden also von notwendigen Regenerationsphasen abgelöst. Daher sollten Arbeitgeber darauf achten, dass diese nicht nur gewährt, sondern auch wahrgenommen werden. Ein Rhythmus von 5 Minuten Pause alle 1,5 Stunden ist empfehlenswert. Ideal ist es, wenn Mitarbeiter in diesen Unterbrechungen ihren Arbeitsplatz verlassen, ein paar Schritte um den Block laufen oder einen ruhigen Ort zum Abschalten aufsuchen. Damit dies wirklich gelingt, braucht es entsprechende Angebote.

Zeitmanagement Kurse und Mentoring einführen

Sinnvolles und zielführendes Zeitmanagement funktioniert nicht von allein. Viele Mitarbeiter benötigen dabei Unterstützung, sodass sich maßgeschneiderte Kurse oder Mentoring-Programme anbieten. Firmen können Workshops aufsetzen und entsprechende Kurse und Mentoring-Partnerschaften rund um das Thema Zeitmanagement und Arbeitsorganisation implementieren. Das hilft Mitarbeitern auf der einen Seite und stärkt die Loyalität auf der anderen Seite.

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