„Wir tun gut daran, uns mit dem Umbruch in der arabischen Welt näher zu beschäftigen, denn diese Region ist für die Unternehmen im IHK-Bezirk Düsseldorf alles andere als unwichtig“, erklärt Dr. Gerhard Eschenbaum, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der IHK Düsseldorf zu Beginn der Interpack 2011. Das zeige nicht zuletzt der erstmalige Besuch einer hochkarätig besetzten Delegation aus Tunesien anlässlich dieser Leitmesse. Allein im letzten Jahr habe die Messe Düsseldorf 22.000 Besucher aus den arabischen Ländern verzeichnen können. Und auch der Shopping- und Medizintourismus aus den Golfstaaten boome und habe seinen Niederschlag im letzten Jahr in 55.000 Übernachtungen in den Düsseldorfer Hotels gefunden. Damit liege die Landeshauptstadt auf Rang drei der Reiseziele arabischer Touristen in Deutschland.
„Darüber hinaus ist der IHK-Bezirk Düsseldorf aber auch als Wirtschafts- und Investitionsstandort gefragt. 30 handelsregisterlich eingetragene Unternehmen in der Stadt Düsseldorf und im Kreis Mettmann befinden sich im Mehrbesitz von Unternehmen aus dem arabischen Raum, darunter etwa die Vertriebsgesellschaft des saudi-arabischen Chemiekonzerns Sabic, das ägyptische Reiseunternehmen Fox Travel Germany, beide in Düsseldorf, oder die kuwaitische Ö lhandelsgesellschaft Kuwait Petroleum in Ratingen. Als Investoren sind „Perl of Kuwait“ für den Breidenbacher Hof oder die kuwaitische Firma Agility Logistics für ein Logistikzentrum in Reisholz bekannt“, erklärt Eschenbaum. Darüber hinaus habe eine Studie der IHK Düsseldorf ergeben, dass weitere 250 Kleingewerbetreibende in der Landeshauptstadt und im Kreis Mettmann eine arabische Staatsangehörigkeit hätten, darunter rund 60 Prozent Marokkaner, die sich vornehmlich in Handel und Gastronomie betätigten.
„Geschäftsbeziehungen sind aber keine Einbahnstraße, und deshalb sind die arabischen Länder für unsere Unternehmen sowohl als Absatzmarkt als auch als Investitionsstandort für Industrie und Handel von zunehmender Bedeutung“, so Eschenbaum. So hätten Unternehmen aus NRW im letzen Jahr Waren im Wert von rund vier Milliarden Euro in den arabischen Raum exportiert. Gefragte Exportgü ter seien Maschinen, Produkte der chemischen Industrie, Metallerzeugnisse sowie Baustoffe und -leistungen. Jedes vierte Ursprungszeugnis, das Auskunft über die Herkunft eines Produktes gebe, habe die IHK 2010 für Exportgeschäfte in den arabischen Raum ausgestellt – insgesamt 9.000 Stück. Und auch die Intention, dort zu investieren, nehme auf deutscher Seite zu. Beispiele dafür seien etwa die Metro Group mit ihren Cash & Carry-Märkten oder die Firma Henkel, die bereits in sieben arabischen Ländern Standorte unterhalte. „Bleibt zu hoffen, dass sich die Entwicklung in Tunesien und den anderen nordafrikanischen Ländern stabilisiert. Denn dann können diese Länder auch für mittelständische Unternehmen eine heimatnahe und kostengünstige Alternative zu anderen Märkten, etwa in Osteuropa, bieten“, erklärt Dr. Gerhard Eschenbaum abschließend.