Der Lieferdienst Flaschenpost hat angekündigt, seinen Standort in Düsseldorf zu schließen. Als Grund werden die ungünstige Infrastruktur und die schlechte Verkehrsanbindung angegeben. Bei diesen Rahmenbedingungen sei es nicht mehr möglich, den Standort wirtschaftlich zu betreiben und dem Versprechen, eine Lieferung innerhalb von 120 Minuten bis an die Haustüre der Kunden zu ermöglichen, gerecht zu werden. Den Schließungsplänen vorausgegangen war eine unternehmensweite Profitabilitätsanalyse. Wie das Unternehmen mitteilte, steht bislang noch kein Schließungstermin fest. Zuerst wolle man den Sozialplan abwarten, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Das Düsseldorfer Lager „Auf der Lausward“ bietet eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einem Lager des führenden Onlineversandhändler Amazon, der den zentral gelegenen Standort offenbar etwas anders bewertet. Zu Hochzeiten beschäftigte Flaschenpost in der NRW-Landeshauptstadt rund 600 Menschen. Inzwischen sind es gerade noch die Hälfte. Der Mietvertrag für Flaschenpost-Lager in Düsseldorf soll noch bis März 2028 laufen.
2014in Münster gegründet – seit 2018 in Düsseldorf ansässig
Flaschenpost war 2014 als Getränkeliefer-Startup in Münster gegründet worden und gehört seit Ende 2020 zur Oetker-Gruppe. Infolge der Einschränkungen der Corona Pandemie avancierte das Unternehmen schnell zu Deutschlands größtem Getränke-Lieferdienst und erweiterte sein Angebotsportfolio immer weiter. Auch das Liefergebiet wurde stetig erweitert, so dass das Unternehmen heute insgesamt 30 Lager in Deutschland betreibt. Rund 20.000 Menschen sind aktuell für Flaschenpost tätig.
Gegenwind von Gewerkschaft und Betriebsrat
Im Düsseldorfer Hafen arbeiten derzeit noch rund 300 Mitarbeitende. Diese waren laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) überraschend via E-mail über die Schließungspläne informiert worden. NGG will sich nun für den Erhalt Flaschenpost-Lagers stark machen und forderte Einblick in die Bilanzen des Unternehmens. Auch Mitarbeitende und der Betriebsrat am Flaschenpost-Standort kündigten interne Beratungen und einem Kampf um ihre Arbeitsplätze an.
Gegenüber der NRZ äußerte ein Arbeitnehmervertreter deutliche Zweifel an der Begründung des Unternehmens und nannte diese „fadenscheinig“ und „wiedersprüchlich“. Auch die NGG bezweifelt die Begründung für die Schließung, da der Unternehmensführung sowohl die Infrastrukturanbindung als auch sonstige Rahmenbedingungen am Standort schon zur Eröffnung bekannt gewesen sein müssen. Da sich diese nicht wesentlich verändert haben, sind die Angaben von Flaschenpost zumindest fragwürdig.
Flaschenpost-Schließung für Kunden ohne Auswirkungen
Für in Düsseldorf ansässige Kunden von Flaschenpost soll sich durch die Schließung übrigens nichts ändern. Der Dienst steht ihnen wie gewohnt zur Verfügung. Die Anlieferung erfolgt künftig jedoch von einem anderen Standort, etwa aus den Lagern in Langenfeld oder Duisburg. Entsprechend seien auch keine weitere Schließungen geplant, heißt es.