Christian Lindner zieht in das Shareholder-Board des Düsseldorfer Personaldienstleisters Stepstone ein. Die dafür notwendige Genehmigung hat das Bundeskabinett vorgelegt inzwischen erteilt. Somit kann der ehemalige Bundesfinanzminister und Ex-FDP-Chef das Mandat offenbar zum 1. November 2025 antreten. Wie inzwischen bekannt wurde, strebt der 46-Jährige darüber hinaus noch weitere Ämter in der freien Wirtschaft an, die von Anti-Lobbyismus-Organisationen teils kritisch gesehen werden.
Stepstone ist die weltweit führende digitale Recruiting-Plattform

Stepstone ist eine gemeinsamen Beteiligung des Private-Equity-Fonds KKR und der Axel Springer SE. Das Unternehmen ist Betrieber mehrerer Jobportale im In- und Ausland und bietet digitale Lösungen im Bereich Online-Recruting. Der Umsatz lag zuletzt bei mehr als 900 Millionen Euro. Weltweit beschäftigt Stepstone mehr als 3.000 Mitarbeitende. Nach eigenen Angaben ist Stepstone die weltweit führende digitale Recruiting-Plattform, die pro Jahr mehr als 110 Millionen Bewerbungen mit über 140.000 Arbeitgebern verbindet.
Ex-Bundesfinanzminister wechselt in die Wirtschaft
Nach Lindners Aus in der Ampelkoalition, durch die Entlassung als Bundesfinanzminister durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang November 2024, hatte er die FDP noch in den Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl geführt. Dort scheiterte die Partei, deren Vorsitz er 11 Jahre lang inne hatte, jedoch an der Fünf-Prozent-Hürde. Lindner zog daraus Konsequenzen und verkündete noch am Wahlabend seinen vollständigen Rückzug aus der Politik. Fortan wollte er sich mehr auf das Familienleben mit Ehefrau Franca Lehfeldt und der im April geborenen Tochter kümmern.
Doch bereits in diesem Zeitraum war Lindner nach eigenem Bekunden wieder als „Referent auf internationale Konferenzen“ tätig. Kürzlich wurde dann bekannt, dass er sich um die Genehmigungen für verschiedene Mandate bemühte und bei der Bundesregierung dafür notwendige Anträge gestellt habe. Hintergrund: um Interessenkonflikte zu vermeiden, gilt bei früheren Regierungsmitgliedern in Deutschland eine Karenzzeit von mindestens zwölf Monaten, bevor sie eine Stelle in der Wirtschaft antreten dürfen. In Ausnahmefällen kann diese sogar auf 18 Monate ausgedeht werden, sofern „öffentliche Interessen schwer beeinträchtigt wären“.
Kritik an Plänen von Christian Lindner
Im Falle Stepstone ist dies offenbar nicht der Fall, weswegen die notwendige Genehmigung erteilt wurde. Ebenso für eine Beteiligungsgesellschaft für Start-ups, die der Ex-Politiker in Hamburg gegründet hat. Darüber hinaus möchte Lindner jedoch auch bei der US-Beraterfirma Teneo einsteigen, was für viel Kritik sorgte. Teneo berät Führungskräfte vor allem in politischen Fragen, war jedoch während Christian Lindners Amtszeit als Bundesfinanzminister auch für die italienische Großbank UniCredit tätig. Diese erwarb in dieser Zeit Anteile an der Commerzbank und strebte eine aggressive Übernahme an, die unter anderem durch Anteilsverkäufe des Bundesfinanzministeriums begünstigt wurde. Anti-Lobbyismus-Organisationen wie LobbyControl sehen die potentielle Beschäftigung daher äußerst kritisch.
