Im Jahr 2020 erfüllte sich Jan Olbermann gemeinsam mit seiner Ehefrau Miriam den Traum von einer eigenen Brauerei. Die beiden Bier-Fans kamen durch Aufenthalte in den USA mit der dortigen Craft-Beer-Szene in Kontakt und wollten etwas Vergleichbares auch in Ihrer Heimatstadt Düsseldorf etablieren. Ein mutiger Schritt in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch davon ließen sich die Olbermanns nicht abschrecken und der Erfolg gibt ihnen Recht. Inzwischen betreiben sie neben ihrer Brauerei auch einen gut laufenden Brauereiausschank in der Düsseldorfer Altstadt und ihre Biere finden sich im regionalen Einzelhandel.
Kreative Craft Beer Kreationen
Die Biere der Brauerei Olbermann tragen kreative Namen wie Hopfenstemmer oder Miss Fluffy. Zudem gibt ein frisch-fruchtiges Helles, ein New England IPA und selbstverständlich auch ein Altbier. Regelmäßig kooperieren die Olbermanns auch mit anderen Craft Beer Brauereien, um gemeinsam mit ihnen an neuen Kreationen zu tüfteln. So entstand zuletzt gemeinsam mit Bier Kong und Freigeist Bierkultur ein herausragendes Altbier mit dem vielsagenden Namen „Alt(es) aus Liebe“. Bei diesem sogenannten Collab-Bier kamen neun verschiedene Malze und reichlich frischer Hopfen zum Einsatz, wodurch ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis entstand.
Abgefüllt werden die Olbermann Biere in klassischen 0,33 Liter Longneck-Flaschen, die je nach Sorte ein anderes, liebevoll gestaltetes Motiv auf dem Label tragen. Diese werden jeweils von einer Tattoo Künstlerin aus Düsseldorf gestaltet, die sich für jede Biersorte etwas ganz Besonderes einfallen lässt. So schmückt das Helle ein martialisch dreinblickender Herr mit Vollbart und Gesichtstattoo, in dessen Hintergrund der Schlossturm zu erkennen ist, während beim tropisch-fruchtigen Hazy IPA namens „Hopfenstemmer“, ein Gewichtheber zwei Hopfendolden in die Höhe wuchtet. Die Labels finden übrigens noch von Hand ihren Weg auf die Flasche. Somit ist nicht nur der Inhalt echte Handarbeit.
Von der Homebrew-Anlage zur eigenen Brauerei
Das Brauhandwerk haben die Olbermanns übrigens nicht klassich gelernt. Er, Rennmechaniker, und Sie, Angestellte in der LVR-Klinik Gerresheim, machten Ihre ersten Gehversuche mit einer sogenannten Homebrew-Anlage in der heimischen Küche. Mit den begrenzten Gerätschaften kreierten sie jedoch bereits vielversprechende Biere, die umgehend ihre Abnehmer fanden. Mit steigender Nachfrage wurde aber schnell klar, dass nicht nur eine größere Brauanlage, sondern auch fachliche Unterstützung notwendig ist, um die Produktion zu professionalisieren und auszubauen.
Brauerei Olbermann in Gerresheim
Auf der Suche nach einer geeigneten Braustätte wurde man in Gerresheim fündig, wo die Olbermanns auch wohnen. Auf der Dreherstraße stand in einem Hinterhof eine geräumige, ehemalige Bäckerei leer, die für ihr Vorhaben optimale Voraussetzungen bot. Sie bezogen die Räumlichkeiten im Juni 2022 und statteten diese mit einer 5,7 Hektoliter fassenden Brauanlage von der us-amerikanischen Firma Ss Brewtech aus. Weiteres Equipment folgte, um möglichst alle Schritte des Brauprozesses selbst abbilden zu können. Mit Tim Koziorowski wurde zudem ein ambitionierter, junger Brauer und Mälzer bei einer Brauerei in einer größeren Stadt, rund 40 Kilometer südlich von Düsseldorf gefunden, der zum Jahreswechsel 2022/23 als Vollzeitkraft bei der Brauerei Olbermann einsteigt.
Brauereiausschank in der Düsseldorfer Altstadt
Mit der Übernahme der Kneipe St. Sebastian im September 2021 etablierte sich Olbermann zudem mit einem eigenen Brauereiausschank in der Düsseldorfer Altstadt. Laut Jan Olbermann ein unverzichtbarer Erfolgsgarant. Immerhin werden rund 70 Prozent des in Gerresheim produzierten Bieres hier abgesetzt. In der Location an der Ecke Kurze Straße / Burgplatz finden rund 60 Gäste Platz, im Sommer noch einige mehr auf der Außenfläche. Neben den eigenen Bieren können die Gäste aus einer Auswahl an Weinen, Longdrinks, Schnäpsen und Kaffeespezialitäten wählen. Und dank einer Kooperation mit dem benachbarten Kult-Grillrestaurant „Ham Ham bei Josef“ kann man sogar deren legendäre Schweinshaxe mit Bratkartoffeln oder Cevapcici ordern.
Aktuelle Brauereien in Düsseldorf
Blickt man einige Jahrzehnte zurück, so waren in Düsseldorf noch zahlreiche Brauereien beheimatet, die vor allem das im Rheinland und am Nierrehein favorisierte Altbier brauten. Geblieben sind davon mit der Uerige Hausbrauerei, der Brauerei im Füchschen, der Brauerei Schumacher und der Hausbrauerei „Zum Schlüssel“ nur einige wenige. Im Jahr 2010 eröffnete dann nach langer Zeit wieder eine neue Brauerei namens Kürzer, auf der Kurze Straße in der Düsseldorfer Altstadt. 2011 revitalisierte zudem der Gastronom Klaus Unterwainig das Brauhaus im Alten Bahnhof in Oberkassel und braut hier seither das Gulasch Alt sowie ein helles obergäriges Bier. So wuchs die Düsseldorfer Brauereilandschaft wieder auf sechs Vertreter an, die sich allesamt vor allem dem Altbier verschrieben. Auch wenn sich mit dem Füchschen Pils oder dem Schlüssel Gold inzwischen auch andere Bierstile in die Düsseldorfer Braukessel geschlichen haben.
Neben diesen Brauereien haben sich zudem mehrere Craft Beer Brauer in der Stadt etabliert. Nicht alle verfügen wie die Brauerei Olbermann über einen eigenen Braustandort in der Stadt, sondern lassen ihre Biere auch auf Honorarbasis in anderen Brauereien herstellen. Dazu zählen zum Beispiel Bier Kong, Pitters oder Eichhörnchen Bräu. Sie alle eint ein hoher Qualitätsanspruch, die Freunde am Bier und nicht zuletzt viel Kreativität. Denn die jungen Brauer beschränken sich längst nicht mehr nur auf Altbier, sondern produzieren gefragte Craft Beer Sorten wie India Pale Ale, Golden Ale, Helles oder Pale Ale. Damit bedienen sie eine stetig wachsende Zielgruppe und bereichern Gastronomie und Einzelhandel ungemein.