Vom 29. Juni bis 2. Juli 2017 gastierte die Tour de France in Düsseldorf. Der sogenannte Grand Départ, die Auftaktveranstaltung des größten Radrennens der Welt, führte die Fahrer quer durch die NRW-Landeshauptstadt und die angrenzende Region. Über 1,3 Millionen Schaulustige säumten am Rennwochenende die Strecke und sorgten trotz regnerischem Wetter für eine grandiose Stimmung. Da verwundert es nicht, dass sich Organisatoren, Politiker und Sportler mit Lobeshymnen geradezu überschlugen.
Deutlich höhere Kosten als erwartet
Zwei Tage nach dem Tourstart zog auch Oberbürgermeister Thomas Geisel Bilanz. Das Stadtoberhaupt hatte den Grand Départ gegen zahlreiche Kritiker im Stadtrat durchgesetzt und zeigte sich im Anschluss überaus zufrieden mit dem Erreichten. Allerdings trübten einige Zugeständnisse seine Bilanz ein. So verschlang die Tour deutlich mehr Geld als ursprünglich veranschlagt. 17 statt 13 Millionen soll das Sportevent insgesamt verschlungen haben, heißt es nach aktuellen Schätzungen. Einen Großteil dieser Kosten wollte OB Geisel über Sponsoren auffangen. Jedoch waren deutlich weniger Firmen als erwartet für ein Sponsoring zu begeistern.
Schuld an den Mehrkosten seien vor allem höhere Kosten für die Sicherheit, heißt es. Zudem seien die zahlreichen Brücken über die Tourstrecke teurer gewesen als erwartet und schlagen mit fast 750.000 Euro zu Buche. Jedoch seien noch nicht alle Rechnungen eingetroffen, so dass man noch keine finalen Zahlen nennen könne, hieß es aus dem Düsseldorfer Rathaus. Auch die VIP-Tickets wurden in deutlich geringerem Umfang verlauft als kalkuliert. Nur gut 40 Prozent der bis zu 550 Euro teuren Tickets fanden einen Abnehmer.
Erhebliche Einnahmen durch Tour de France in Düsseldorf
Den Mehrkosten für den Tourstart in Düsseldorf stehen jedoch auch erhebliche Einnahmen gegenüber. Nach ersten Schätzungen des Marktforschungsunternehmen Deloitte gaben die Besucher mehr als 55 Millionen Euro für Shopping und Gastronomie in Düsseldorf aus. Die Mehrumsätze für die Hotellerie soll bei über 3 Millionen Euro liegen. Auch der langfristig zu bewertende Werbewert der Veranstaltung beeindruckt mit Top-Werten. So gab es im Beobachtungszeitraum 1. August 2016 bis 3. Juli 2017 mehr als 47.000 Online-Artikel sowie fast 45.000 Social Media-Beiträge zum Grand Départ. Damit wurde ein Milliardenpublikum erreicht. Experten errechneten einen Werbeäquivalenz-Gesamtwert aus Print, Online und Social Media von fast 300 Millionen Euro. Mit einem Marktanteil von 10 Prozent und zeitweise über 1,75 Millionen Zuschauern erzielte auch die Übertragung in der ARD gute Werte. Zudem übertrug der Sender Eurosport den Tour-Auftakt in insgesamt 54 Ländern in ganz Europa.
„Wie die Bürgerinnen und Bürger mit den Gästen aus dem In- und Ausland dem Regen getrotzt und ein Fest des Radsports gefeiert haben, war grandios. Auch die französische Sportministerin, die französische Botschafterin und die Bürgermeisterin von Paris waren begeistert von der sympathischen Stimmung der Landeshauptstadt. Ich danke dafür auch den vielen Helferinnen und Helfern, die zu diesem Erfolg beigetragen haben“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel bei der Bilanzpressekonferenz.
Von Düsseldorf bis Aachen: Tour-Städte ziehen positive Bilanz
Neben der Landeshauptstadt zogen auch die anderen Tour-Städte eine positive Bilanz. Nach dem Einzelzeitfahren am ersten Tour-Tag, durchfuhren die Teams bei der zweiten Etappe den Großraum Düsseldorf. Sie passierten Ratingen, Mettmann, Erkrath, Neuss, Kaarst-Büttgen, Korschenbroich, Mönchengladbach und verließen Nordrhein-Westfalen kurz hinter Aachen Richtung Belgien. Nach weiteren 51 Kilometern endete die Etappe im belgischen Lüttich. Die umfangreichen Vorbereitungen seinen gut aufgegangen, sagte beispielsweise Bernd Büttgens, Sprecher der Stadt Aachen. Neuss nutzte die Tour für einen verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt. Auch die anderen Städte und Gemeinden entlang der Strecke nutzten das Tour-Spektakel für allerlei Aktionen und äußerten sich im Anschluss begeistert. Der Ratinger Bürgermeister Klaus Pesch sagte „Der Tourabstecher durch Ratingen war ein Glücksfall für uns, ein unvergessliches Erlebnis.“